Von Sucre ging es für uns weiter nach Uyuni, dem Ausgangspunkt unserer 3-Tages Tour durch die weltgrößte Salzwüste bis zur chilenischen Grenze.
Die Anreise dauerte, wer kanns glauben, etwas länger als angegeben. Ohne wirkliches Mittagessen, mit einem wunderschönen Sonnenuntergang, zwei Bussen und drei Busbahnhöfen kamen wir in Uyuni an. Ab zur Touragentur um die Info abzuholen, welche Route wir nun durch den Salar de Uyuni (Salzwüste) nehmen würden. Wir hatten bereits von mehreren Reisenden die deprimierende Info erhalten, dass die eine Grenze nach Chile wegen zu heftigem Schneefall geschlossen sei, deshalb eine andere Route am dritten Tag genommen werden müsste und aufgrund dessen einige schöne Stops nicht angefahren würden.
Egal wie, wir würden in jedem Fall am dritten Tag der Tour Chile erreichen. Auf welchem Weg und mit welchen Hindernissen stand zu dem Zeitpunkt noch in den Sternen.
Uyuni selbst ist eine Kleinstadt die hauptsächlich vom Tourismus und vom Salzabbau lebt und wie auch für uns als Durchreisedestination dient. Da in Bolivien mittlerweile auch der Winter eingezogen ist und Uyuni recht hoch auf ca.3.670m liegt, war es dementsprechend doch sehr frisch. Naja eher wirklich kalt. Wir konnten uns es nicht nehmen lassen ein empfohlenes Hotel mit Heizung in Anspruch zu nehmen, da wir wussten, dass die nächsten drei Tage eher noch kälter und die Unterkünfte sehr einfach sein würden.
Aufgestanden, gefrühstückt, Wasser und noch warme Socken und Leggings eingekauft, fertig gepackt, ausgecheckt und ab zum vereinbarten Treffpunkt zum Start für die Tour.
Wir hatten super viel Glück, dass wir in unserem Jeep nur zu viert anstatt zu sechst waren. So konnten unsere großen Rucksäcke und das Gepäck von unseren zwei anderen Mitreisenden, Antonio aus Brasilien und De aus Taiwan, in den Kofferraum statt aufs Dach gepackt und verstaut werden.
Heizung an und los gings zum ersten Stopp, dem sehr nahegelegenen Zug- und Lok-Friedhof. Kurz davor noch ein kleiner Zwischenstopp um Cocablätter gegen Höhenkrankheit einzupacken und dann waren wir auch schon da.
Wie zu erwarten war konnte man hier die Loks vor lauter anderer selfiebegeistereter Touristen kaum ausmachen. Überall wurde auf den metallerenen Riesen herumgeturnt, um das beste und kreativeste Bild zu schießen. Trotz bilderbuchartiger Kulisse fiel es uns erstmal schwer hier begeistert zu fotografieren. Aber das verflog dann doch recht schnell man ist ja nur einmal im Leben hier und uns gelangen dann doch ein paar Schüsse ohne zu viele andere Menschen. Und das beste war die Sonne schien! So machen selbst geringere Temperaturen Spaß.
Es mutete so ein bisschen wie eine Kaffeefahrt am Anfang an, da natürlich auch ein Stopp zum Souvenir shoppen und und wasserkaufen etc. eingelegt wurde bevor es dann wirklich richtig los ging.
Aber dann fuhren wir den immer dichter werdenden Salzflecken entgegen, bis wir dann nur noch weit und breit gleißendes weiß sahen. Ach ja und noch weitere Jeeps. 😉. Kurzer Stopp um ein Phänomen zu beobachten. Nämlich Süßwasser was durch viel Sauerstoff angereichert an der Oberfläche blubbert aber nicht heiß ist.
Die Salar de Uyuni wird eigentlich auch als der größte Salzsee der Welt bezeichnet, sodass es nicht verwunderlich ist Wasser unter der dicken Salzkruste zu finden. Was manche Touristen auch am eigenen Leib erfahren mussten, die mit einem Mietwagen unterwegs sind, vom „Weg“ abkommen und dann im Wasser Salzgemisch stecken bleiben. Erst in der Nacht zuvor musste wohl ein Pärchen unfreiwillig in der Salzwüste übernachten bis sie gefunden und aus ihrer Misere rausgezogen wurden.
Weiter gings. Es wurde immer weißer, gleißender und weiter. Bis wir bei einer Art Wahrzeichen anlangten. Eine große Statue, aus Salz versteht sich, für die Rallye Dakar. Ja richtig gehört. Die weltbekannte Rallye fährt seit langem nicht mehr von Paris durch Afrika nach Dakar, sondern durch Südamerika. Seit mehr als drei Jahren auch über den weltgrößten Salzsee in Bolivien.
Hier wurde uns in einem aus Salz gebautem Gebäude und ehmalige Hotel das ersehnte Mittagessen serviert. Unser Fahrer, Johnny, fungierte auch als Koch und Reiseführer. Es gab Salat, Quinoa, Avocado und Fleisch. Wir hätten nicht gedacht, dass wir uns mal so über Salat freuen würden. Aber in allen südamerikanischen Ländern wird einem, wenn man essen geht, eigentlich kein Salat serviert.
Frisch gestärkt fuhren wir nun endlich zu einem Spot an dem wir die berühmten Bilder machen konnten, bei dem man mit der Perspektive und der Weite spielt.
Gar nicht so einfach mussten wir dann feststellen. Manchmal war man selbst zu groß oder zu klein oder der Gegenstand mit dem nan was machen wollte zu niedrig oder oder oder. Aber wir wären ja nicht wir wenn wir keine guten Bilder hinbekommen hätten.
Leider ging die Zeit mal wieder viel zu schnell vorbei und schon war es Zeit für den nächsten Halt. Der Isla Incahuasi. Mitten in dieser ewigen Weite des Salzsees steht tatsächlich eine Wüste voller Kakteen. Um sie zu betreten musste man allerdings Eintritt bezahlen. Was wir auch getan haben.
Als Nächstes gab es einen wunderschönen Sonnenuntergang zu sehen. Mit viel Weite und vielen Bilder ging der erste Tag dem Ende zu.
Bevor wir in unsere Unterkunft fuhren musste erstmal wieder aus der Salzwüste rausgefunden werden.
Wie durch ein Nadelör manövrierte uns Jonny zur befestigten Straße von der man nun Richtung Salzhostel fuhr.
Im Dunkeln und auf staubigen Straßen kamen wir an unserer ersten Unterkunft an. Und mittlerweile war es wirklich richtig kalt geworden. Gut, dass wir von unserem Touranbieter auch dicke Schlafsäcke gestellt bekommen hatten.
Erstmal Zimmer zugewiesen bekommen und Coca-Tee getrunken. Das besondere an dem Hostel war, dass es aus Salz gebaut ist. Natürlich nicht alles! Aber Boden, Wände, die Liegefläche des Bettes und einige Tische und Sitzmöglichkeiten waren aus Salz. Es war zwar wärmer als draussen und wärmer als gedacht aber immer noch sehr frisch. Da kam dann das Abendessen mit einer Suppe, Pommes und Schnitzel gerade recht. Und es gab noch ne Flasche Wein dazu. Klingt wenig für vier Personen, aber man darf die Höhe von 3.600 Metern nicht vergessen und dass der nächste Tag auch etwas früher losgehen sollte.
Ab ins Bett unter die dicke Decke, mit Mützen und Schal. Und Augen zu.
So kalt war es dann doch nicht gewesen und gut schlafen konnten wir auch ohne den dicken Schlafsack.
Um 7:30 gabs dann Frühstück und um 8 Uhr gings dann weiter. Es war immer noch nicht klar welche Route genommen werden würde aber bis zum Mittag sollten wir die entsprechende Info erhalten.
Rucksäcke wieder in den Jeep und weiter gings. Zu einer weiteren Salzwüste durch die schnurstracks und geradlinig eine Bahnlinie führt. Hier wird das in Bolivien gewonnene Silber nach Chile transportiert. Jeden Tag fährt auf diesen Schienen ein langer Güterzug gefüllt mit Silber entlang.
Erstmal musste der Jeep die Schienen an einer geeigneten Stelle überqueren. Dann hatten wir natürlich noch genügend Zeit Bilder zu machen und dann kam doch tatsächlich auch noch der besagte Zug. Alles richtig gemacht!
Von unserem Touranbieter waren drei Jeeps unterwegs und wir mussten uns jetzt beeilen die anderen einzuholen, denn wir hatten etwas die Zeit an den Schienen und wegen des Zuges verplämpert. Zudem ist es aus Sicherheitsgründen super wichtig nicht alleine unterwegs zu sein. Wir sollten dies noch selbst früh genug erfahren.
Nun waren die berühmten Lagunen des Altiplanos an der Reihe. Hier leben an manchen bis zu Tausenden von Flamingos. Hier finden diese Vögel ganz bestimmte Nahrung und Nährstoffe und scheinbar macht ihnen die Kälte recht wenig aus. Im Gegensatz zu uns. Mit vielen Schichten (Zwiebellook), Mütze, Handschuhe und Schal bewaffnet stapften wir am Ufer der ersten Lagune namens Hedionda entlang. Und waren fasziniert von den schillernden Farben der Tiere aber auch des Wassers, was in der Sonne vor sich hin glitzerte.
Zurück ins warme Auto fuhren wir dem Mittagessen entgegen. Hierfür machten wir in dem kleinen Dorf Alota bei einer Familie halt, die uns ihre Räumlichkeiten fürs Mittagessen zur Verfügung stellte.
Ab zur nächsten Lagune. Diesmal mit ca. 10 Minuten Fußweg und dunkel grünem fast schwarzem Wasser. Deshalb auch der Name Laguna Negra. Auf dem Weg dorthin sahen wir viele glückliche Lamas und Vicunias, eine Art Lama nur viel graziler einfarbig und wild lebend. An der Lagune gab es keine Flamingos aber dafür wieder eine unglaubliche Aussicht.
Wir mussten uns beeilen um noch rechtzeitig an der Laguna Colorada zu sein. Diese erhielt ihren Namen aufgrund der farbigen Reflexionen der Sonne auf dem Wasser. Und es war über eine Stunde Fahrt dorthin. Schnell noch auf dem Rückweg zum Auto noch ein paar Bilder geschossen und weiter die holprigen Pisten entlang.
Wir sind noch einigermaßen rechtzeitig an der Lagune angekommen, um die vielfältigen Farben zu bestaunen, die dadurch dass die Lagune größtenteils vereist war aber deutlich weniger als im Sommer sind. Hier warteten aber wieder super viele Flamingos auf uns.
Zeit wieder ins Auto zu steigen und der nächsten Unterkunft Hallo zu sagen. Alle drei Jeeps machten sich gleichzeitig auf den Weg in Richtung Schlafstätte, die nur 10 Minuten Fahrtweg entfernt lag.
Da haben aber alle die Rechnung ohne den Schnee gemacht, der zwar immer wieder auf der ganzen bisherigen Strecke aufgetaucht ist aber nicht so tief wie hier gewesen war. Vorsichtig sollte Jonny voraus fahren und nach nicht mal 100 Metern steckten wir einen halben Meter im Schnee fest. Da half auch kein vor und zurück mehr.
Wir saßen da eher bemittleidenswert im Auto und sollten erstmal warten. Leute aus den anderen Jeeps halfen den Fahrern zu drücken und zu schieben aber es half nix, wir saßen fest. Zu allem Überfluss hatte auch keiner der drei ein Abschleppseil mit an Board. So hatte man die Idee, dass die zwei anderen zur Unterkunft fahren und eins holen würden. Doch falsch gedacht. Sekunden nachdem der zweite Jeep rechts an uns an einer anderen Stelle vorbei fuhr blieb auch dieser stecken. Jetzt hing alles nur noch an einem Fahrer. Und jetzt wussten wir warum Jonny die ganze Zeit darauf bedacht war nur mit kurzem Abstand zu den anderen und nicht alleine zu fahren. In dem anderen Jeep waren drei Amerikanerinnen zwei Kanadier und ein Chilene. Man hatte ja nun Zeit sich auszutauschen und immer mal wieder gemeinsam, nachdem die Guides etwas Schnee weggeschüppt hatten, mit Drücken und Schieben zu versuchen die festgefahrenen Autos frei zu bekommen. Mittlerweile waren Hände und Füße kalt und die Sonne untergegangen. als das letzte und dritte Auto zurück gekommen war. Allerdings ohne Erfolg, da er keinen sicheren Weg gefunden hatte.
Also gings weiter ans Schaufeln, Steine sammeln und wieder schieben. Nach unzähligen Versuchen haben wir es dann alle gemeinsam geschafft eines der zwei Fahrzeuge frei zu bekommen.
Nun war noch unseres dran. Weiter geschaufelt, Steine unterlegt und geschoben was das Zeug hält. Es war teilweise echt deprimierend, da man etwas vorwärts kam dann gleich aber wieder zurück musste da es nicht weiterging. Nach gefühlten hundert Versuchen, Eisklötzen an den Füßen und Fingern die man nicht mehr spürte ist es auch gelungen das zweite Auto freizubekommen. Jetzt fragt man sich natürlich – „die haben doch Jeeps und Allradantrieb usw..“ Ja hatten wir, nur
a. Kein Seil / Seilwinde
b. Nur eine Schaufel für drei Autos
c. Kein Differential und natürlich Sommerreifen.
Kein Wunder, dass das dann doch etwas länger dauert.
Wir fuhren dann eine Alternativroute und kamen 1 1/2 Stunden verspätet in unserer spartanischen Unterkunft an. Hier gab es Mehrbettzimmer, kaltes Wasser und keine Heizung. Bei ca. -20 Grad schon sehr sportlich aber machbar. Auch hier gab es erstmal Coca-Tee zum Aufwärmen und gegen die Höhe. Wir hatten damit gar keine Probleme, was daran lag, dass wir ja seit über fünf Wochen mehr oder weniger hoch uns langsam an die Höhe herangetastet haben. Andere hingegen sind geflogen was der Körper nicht so gut verkraftet.
Nach einer sehr kurzen und eiskalten Nacht ging es dann um 5 Uhr morgens weiter Richtung chilenische Grenze. Und zwar die, die direkt an San Pedro de Atacama liegt, sodass wir noch ein zwei Programmpunkte an diesem Tag vor uns hatten bevor es hieß – Goodbye Bolivien and Hello Chile.
Erster Stopp waren sehnlichst erwartete heiße Quellen. Endlich heißes Wasser. Zum Baden war es wirklich zu kalt aber die Füße konnte man in eines der Becken hängen. Eine Bilderbuchkulisse mit dampfendem Gewässer, lustigen Enten und einem wunderschönen Panorama ließ uns die eisige Nacht im Nu vergessen.
Mit warmen Füßen und Händen ging es weiter zum Desierto de Dali, der Dali Wüste, die ihren Namen durch die kunstvollen Steinformationen erhielt, die den Gemälden des Künstlers Dali ähneln. Aufgrund des Schnees war es uns allerdings nicht möglich nah an die „Skulpturen“ heranzukommen. Dennoch war es eine schöne Kulisse und den Halt wert.
Unser letzter Stopp sollte wieder eine Lagune bzw. zwei Lagunen sein. Laguna Blanca y Laguna Verde. Direkt vor dem Lincancabur, einem fast 6.000er Vulkan zwischen Bolivien und Chile.
Kurzer Schockmoment darf auch hier nicht fehlen. Mit Kamera und Actioncam bewaffnet sieht ein Bild nur halb so gut aus. Deshalb jemanden fragen ob er ein Bild von einem machen kann. Kamera somit schon mal Weg, Actioncam neben den Fotografen legen. Auch dieses Problem ist dann gelöst. Doch wenn der Untergrund grau, antrazit und dunkel und, die Actioncam schwarz ist, der „Fotograf“ nicht an dieser Stelle bleibt wo er eigentlich stand, kann einem ganz schnell das Herz in die Hose rutschen. Actioncam lost in the Desert, Teil 1,oder so ähnlich. Aber De mit seinen taiwanesischen Adleraugen hat die Cam gefunden und das Herz ist dann gleich wieder an Ort und Stelle zurückgewandert.
Letzter Halt mit Johnny und dem Toyota LandCruiser war die Grenzstation Boliviens. Hier hieß es dann Abschied nehmen von De und Johnny. De würde zurück nach Uyuni fahren und Jonny eine neue Gruppe entgegennehmen.
Für uns uns Antonio hieß es Ausreisegebühr zahlen, Stempel holen und Hasta Luego Bolivien.
Die 3-Tage Tour von Uyuni nach Chile ging vom 17. bis 19. Juni 2017 (Tag #278 bis #280)
(Hier gehts zur Übersicht der Route)